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  • AutorenbildWalter B.

Walter sucht Frau

Hallo, ich heiße Walter, bin 37 Jahre jung, Lehrer, spiele gerne TETRIS auf der SNES und kann nicht schwimmen. Anstatt einer Krawatte trage ich lieber Fliege und weil ich ja stilvoll bin, rauche ich Pfeife und nicht Camel Light. Ich habe braune, weiße, lange Haare und einen rot-orangenen Schnauzer. Eine überaus dicke Brille ziert mein schmales, kantiges Gesicht, meine Augenfarbe ist blau und ich bin Jungfrau, also jetzt nicht vom Sternzeichen, nein mehr vom Lebensstatus her. Mein Sternzeichen ist der Wassermann. Dazu gibt es wohl eine Sache, die ich mir mein ganzes Leben lang merken werde: Mein Vater hat immer gelacht und gesagt: „A Wassermann der net Schwimmen kann, ist wie a Jungfrau, die kaner pudert.“ Da habe ich oft und sehr lange an den Puderzucker denken müssen und warum man denn an Puderzucker auf eine Jungfrau streuen sollte. Kann ich mir leider bis heute nicht erklären. Aber mein Papa war ja ein überaus kluger Kopf, denn er konnte die BH-Größe jeder Frau auf Anhieb richtig ertasten. Dies gefiel nicht jeder Dame gleich gut. Manchmal bekam er das auch zu spüren.

Da ich oft viel zum Korrigieren habe (technisches Werken und Biologie), bleibt mir oft nur wenig freie Zeit. Aber in meiner Freizeit, wenn ich denn eine habe, gehe ich gerne Wandern oder sehe Menschen beim Leben zu. Da sitz ich dann auf einer Parkbank und seh mir die turtelnden Täubchen an und manchmal da schmiert mir Einer einfach eine, weil ich zum „Sabbern“ angefangen habe. Manchmal überkommt mich auch die Lust und ich fahre zur Mutti, die wohnt etwas außerhalb von Wien. Ja, ich bin übrigens ein Einzelkind und noch dazu ein Scheidungsbua. Also ich war auch tatsächlich der Grund für die Scheidung meiner Eltern. Der Papa hat die Mutti nämlich betrogen, genauer gesagt, hat er die Schwester von der Mutti, also meine Tante, die gute Ute nämlich gschustert. Die Mutti hat dann immer nur gesagt: „Wennst schon mei Schwester schusterst, dann kannst auch gleich deine Sachen packen und zu ihr ziehen.“ Das hat er dann auch so getan. War zwar mitten in der Nacht und saukalt, aber er stand vor der Tür und die Mutti hat erm nimma eineglassen. Warum der Papa mit der Ute ständig zum Schuster ging, kapierte ich auch lange nicht. Doch eines Tages musste ich selbst zu einem Schuster, natürlich meiner Wahl, und dann wurde es mir sofort klar. Der Papa hat der Ute die Schuh schustern lassen und die war ihm anscheinend so dankbar, dass der Papa net zu mir zurückkehren wollt. Die Mutti war dann oft traurig und hat viel geweint und viel getrunken, vor allem Eierlikör. Da habe ich oft in der Früh noch die Eier gerochen. „So ist das halt mit den Eiern“, hat die Mutti dann immer zu gesagt und immer mal wiederholt. Manchmal klang sie, wie wenn man in einer Warteschliefe vom Hornbach hängt. Trotz allen besuche ich sie gerne, denn bei ihr ist es viel ruhiger. Die Vögel sind Vögel und keine Täubchen, die gurrend den Gehweg vollscheißen. Die Luft ist bei der Mutti auch ganz anders, nämlich viel klarer als in der verrusten Stadt. Da atme ich immer erst ein bis zweimal so richtig tief ein und wieder aus, bevor ich mir die Pfeife anrauche. Außerdem bekomme ich bei ihr immer eine heiße Schokolade mit Schlagobers. So etwas Gutes gibt es in Wien leider nirgends.

Typisch Wien halt. Da bei mir in Wien, also im 16ten Bezirk, ist sowieso Alles a wengerl schneller. Der Nachbarjugo, Milos, ist ein super leiwander Typ. Der vertickt alte NES, SNES, Gamecubes, Playstations, usw. Der ist ja fast noch mehr ein Nerd, als ich es je sein könnte. Einmal pro Woche zeigt er mir seine neue Ware. Dann helfe ich ihm beim Zusammenbauen und wieder Herrichten der Konsolen. Der Keller unseres Gemeindebaus dient uns als Lager und Werkstatt. Der modrige Geruch ist schön, erinnert mich ein bissal an tote Katze, aber nur manchmal, net immer. Während ich arbeite, holt der Milos meistens seine Freundin, die Jessica, ab. Die ist ein klassisches 16er Weiberl, superschlank, endlos lange Beine, Piercing am Nabel und a Tattoo am Steißbein. Unter uns Biologen galt so ein Puppal zu Studienzeiten als Frischfleisch. Leider hab ich nie ganz verstanden, was die Anderen damit meinten, aber anscheinend hatte Frischfleisch nichts mit dem Verzehr einer Speise zu tun. Die Jessica hat kurze, blonde Haare und jedes Mal, wenn sie in den Keller kommt, scheint selbst im Verlies des Gemeindebaus die Sonne, oder aber sie schaltet einfach das Licht an. Die Jessica nickt mir dann stumm zu und fährt mit ihren pinklackierten Fingernägeln über die ganzen Geräte. Wenn ich schlafe stelle ich mir vor, wie ihre langlangen Fingernägel über meine Haare streichen. Fühlt sich sicher guat an. Ab und an bleibt sie an einem hängen und fragt den Milos: „Du, Hawara, kann ich die haben? Bitteee, die ist soooo leiwand.“ Dann brummt der Milos was in seinen Jugoflaum und sie lächelt ihn an und wieder scheint die Sonne im Keller, oder das Licht flackert. Wenn die Sonne aus dem Keller verschwindet, kann ich meistens wieder gscheit arbeiten. Sie blendet halt doch ziemlich stark und ich glaub der Milos hat dann meistens eine Ablenkung in seiner Wohnung parat für sie, oder sie für ihn. Jetzt brauchst aber nicht glauben, dass der Milos, mir nix von seinen Einnahmen abtritt. Ich bekomm an 50er die Woche und vor Weihnachten und Ostern an 100er extra. Da Milos und ich sind halt auch echt gute Hawara. Ich glaub er ist sogar mein Lieblingsmensch, denn außer ihm treffe ich mich sonst eigentlich nicht regelmäßig und im Überdruß mit Menschen. Da reicht mir halt auch ein wirklich leiwander, so wie der Milos halt. Das reicht mir vollkommen. Ich bin ja auch ein sehr genügsamer Kerl. Da ich wenige Hobbys habe, spare ich an allen Ecken und Kanten. In meiner Zwei-Zimmer Wohnung lebt mit mir gemeinsam mein Kater, Max. Meistens vertragen wir uns ganz gut. Nur ab und an greift er mich an und übt häusliche Gewalt aus. Dann zerkratzt er mir meine Wade oder beißt mir in den Unterarm. Er kann ganz schön hinterfotzig sein. Vermehrt passieren seine Attentate in der Nacht während ich schlafe. Deshalb sperre ich die Eingangstür immer zweimal ab, damit er ja nicht fliehen kann und vermutlich auch, damit ich nicht verloren gehe. Ich strafe ihn dann mit bösen Blicken und entziehe ihm seine Essensration. Ja, auch beim Essen spare ich. Ich lebe aus der Thunfisch-Dose. Denn Fisch ist gesund, so sagt es das Werbeschild im Innenhof. Gleichzeitig kann ich so mit Max essen, denn auch er liebt Fisch. Komisch irgendwie, dass der Kater auf dasselbe Futter, wie ich steht. Er wird nur grantig, wenn ich keinen Thunfisch mitbringe. Das versteht sich aber durchaus, denn ich werd auch grantig wenn kein Thunfisch zuhause ist. Wie der Herr, so’s Gscherr.

Einmal, erzähl ich euch, hat mich die Mutti in ein total, schickes Restaurant mitgenommen und hat gmeint, wir müssten feiern. Sie bestellte Champagner und Kaviar und ich kostete, wusste leider nicht, dass ich allergisch darauf war und bekam einen ziemlich ekelhaften anaphylaktischen Schock. Der Krankenwagen musste mich abholen kommen und das gute Essen wurde aus meinem Körper rausgepumpt. Danach ging es mir wieder besser und auch die Schwellung an meinem Glied nahm rasch wieder ab. Wohl auch, weil mir die Lust vergangen war. Die Lust auf mehr, versteht sich ja, wenn einem so etwas passiert, oder? Oder würden sie noch einmal a Gliedesschwellung in Kauf nehmen nur für a paar ekelhafte teure Fischeier. Deppert bin ja sicher nicht und lebensmüde auch nicht, dafür lieb ich mein Leben einfach viel zu sehr.

„Herst Hawara“, hör ich den Milos rufen und winke ihm zu. „Du die Jessi, wü an Dreier“, ahnungslos starre ich ihn mit offenem Mund an. „Moment Milos, sie will mit dir und noch an Dritten Playstation spielen?“ „Na Hawara, net Playstation, depparta, pudern wüs mit an zweiten Mann. Also sie will eh mich aber noch einen. Verstehst du?“ Nein, ich verstehe ihn nicht, denn bis dato waren der JugoMilos und ich reine Geschäftspartner gewesen. „Also folgendes, die Jessi kummt glei umi. Ich hab ihr versprochen, ich treib an Zweiten auf.“ Ich sah wohl aus, wie ein Dackel im Pelikankostüm, denn der Milos plauderte weiter. „Hurch zua, Walter, du und ich pudern jetzt a mal die Jessica, ist dir das eh recht?“ „Klar“, sagte ich, drehte mich um und ging in meine Wohnung, um den Puderzucker zu holen. Als ich zurückkomme, starrt mich der Milos jetzt mit offenem Mund an. „Was wüst du mit an Puderzucker?“ fragt er mich und ich antworte ihm: „Na du hast gsagt, wir pudern jetzt die Jessica, oder?“ Dann dreht sich der Milos um und geht einfach fort. Dabei schmeißt er die Hände zum Himmel, flucht laut vor sich hin und verschwindet dann mit der Jessica um die Ecke vom Puff.

Suche hier bei Tinder eine nette, junge Frau, wenn möglich in meinem Alter, plusminus 5 Jahre. Am liebsten eine verspielte kleine Meerjungfrau, denn als nichtschwimmender Wassermann brauch ich a wengal a Hilfe. Sie sollte unsportlich und ein wenig nerdig sein, grammatikalische Unterstützung wäre von Vorteil, sprich an Suffix von an Präfix unterscheiden können. Wenn sie gerne Thunfisch ist und keine Probleme mit meiner Mutti und/oder meinem Kater hat, dann kann sie sich gerne bei mir vorstellen kommen. Da im 16ten warat a Platzerl frei. I gfrei mi auf di.

Bussal dein Walter.


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